Punisches Wachs wurde mit dünnen Ruten, oder mit einer Art Schneebesen gerührt. Dickwandige Kupferkessel sorgten für eine gelinde und gleichmässige Erwärmung.
Punisches Wachs (Eleodorisches Wachs)
Die Herstellung des Punischen Wachses
Das geheime Wachs der Alten
Durch Forschungen der Encaustic Academie Weilheim wurden eine Vielzahl von Herstellungsanleitungen für das Enkaustische Wachs der Pharaonenzeit und der Antike zusammengetragen.
Antike Enkaustik Wachsrezepte
Rekonstruktionsversuche des “Punischen Wachses”:
Antikes „punisches Wachsrezept“ des Hofrates von Reiffenstein:
Man löset 1/2 Drachma von alkalischem aus der Soda bereitetes Salz in etwas Meerwasser völlig auf. Man erwärme diese Lauge über einem gelinden Feuer, bis solche allmählich heiß wird, wirft sodann eine Untze in dünne Scheiben geschnittenes schneeweißes Wachs hinein, rühret selbige mit einem hölzernen Stäbchen beständig bis zum völligen Verschmeltzen um und bis sich diese vereinigte Masse aufblähet, und nach Abhebung vom Feuer bey anhaltendem Umrühren, zu einer Schneeweissen Seife wird, welche man nach völliger Verdickung kalt werden lässt, und zum obgesagten Gebrauch der Farben aufhebet.
Ein anderes Rezept nach dem Alchemisten (Chemiker) O. Buss aus uralten Schriften zusammengetragen und erprobt:
100 g weißes (gebleichtes) Wachs. 10 g in Wasser gelöste Pottasche, 250 g dest. Wasser werden zusammen gekocht, bis alles Wachs gelöst ist. Beim Erkalten lassen wird die Masse fortwährend verrührt, wobei noch kaltes Wasser zur Verdünnung beigemischt werden kann. Nimmt man statt Pottasche Soda, dann ist es angezeigt 10 g in Wasser gelöste Venitianer Seife mitzukochen. Die Masse wird dadurch geschmeidiger. In einem reinen Pfännchen (Emaille) lösen Sie in 200 ccm dest. Wasser 7 g reines Kochsalz und 5 g kalzinierte Soda, erwärmen und werfen 10 g von meinem reinen Wachs hinein. Sie erhalten in wenigen Minuten Kochens einen dicken schleimigen Schaum (flos des Plinius), der, auf ein Tüchlein gebracht, abgepresst und getrocknet da „ punische Wachs“ darstellt. In der Sonne bleichen. Den Koch – und Bleichvorgang mehrfach wiederholen. bis das Wachs schneeweiss wird.
Ein anderes nach dem Konservator A. Strois entwickeltes Rezept in Anlehnung an antike Quellen:
50 g weißes (gebleichtes) Wachs werden in ¼ bis ½ Liter Meerwasser (aus großer Tiefe) bis zum Kochen des Wassers und Schmelzen des Wachses erhitzt. Während des Kochens werden langsam 5 g Soda zugegeben. Das so erhaltene, noch unfertige „ punische Wachs“ ist eine mehr oder weniger feinbröckelige Masse, die in ¼ bis ½ Liter frisches Meerwasser (aus großer Tiefe) gibt und wieder wie das erste mal aufkochen lässt. Dieser Vorgang wird fünf mal wiederholt.
Wachsrezept aus: Johann Karl Gott. Iakobssons techn. Wörterbuch 178l:
Man nimmt zu 0,5 Pfd. Wachs Loth Potasche, die in einem halben Maß Wasser am Feuer aufgelöst wird, in dieser Lauge kocht man das Wachs eine halbe Stunde lang und lässt es nachher erkalten; das über demselben Wasser stehende Wachs verdünnt man mit Wasser, und so wird es zum Gebrauche verwendet.
— oder nach Friedrich v. Blankenberg litt. Zusätze 1. B. A. G.
Das punische Wachs der Alten ist nach einer anderen Angabe aus Mastyr oder griechischem Pech, oder arabischem Gummi und weißem Wachs, wie oben aufgelöst, zusammengesetzt; es wird, wenn es im Wasser untereinander geschmolzen und wieder hart geworden, äußerst fein gerieben, dann mit Farben und mit jenem Wasser angefeuchtet und zum Malen verwendet.
Diese Aufzählung von Rezepturen zum Thema “Punisches Wachs” kann aus unseren Archiven vielfach fortgeführt werden.
Diese Rezepturen dienen in der Hauptsache dazu, dass zum einen die im Bienenwachs vorhandenen freien Säuren in Salze umgewandelt und ausgeschwemmt werden, und zum anderen das Bienenwachs verseift (chemische Definition der Esterspaltung) wurde, um es pastös verarbeiten zu können. Es entstand eine Art “Natron Wachsseife” deren Schmelzpunkt wesentlich höher liegt als bei dem reinen Bienenwachs. Auch wurde das Wachs dadurch glasklar, wesentlich härter und einbrennbar.
Das natürliche Bienenwachs besteht aus
-
- Myrcin 65 %
- Palmitinsäuremyricylester
- Cerotinsäure
- Melissinsäure
- und weiterer Säueanteile, zusammen ca, 12 %
- und anderen Stoffen ca. 6 %
Diese rot gekennzeichneten Säuren werden neutralisiert und umgewandelt um das legendäre “Punische Wachs” zu erhalten.
Punisches Wachs aufgeschmolzen
Die Prozedur zur Herstellung des punischen Wachses muss solange durchgeführt werden, bis alle Säureanteile beseitigt werden. Auch ohne chemische Kenntnis konnten die alten Priester und Alchemisten den Kochvorgang so führen, dass die Salzbildung der freien Säuren eintritt, da bei Zugabe von Soda die Emulsionsbildung durch Änderung der Konsistenz leicht erkannt werden kann (Verseifung). Dies kann rein handwerklich, nur aus der Beobachtung ermessen werden. Erfahrungswerte spielten dabei eine entscheidende Rolle. Es steigt auch der Schmelzpunkt des Punischen Wachses zum Bienenwachs um ca. 8 °C an.
Durch das Entfernen der Säuren griff das „punische Wachs“ zum einen die Pigmente und den Malgrund nicht an und war zum anderen nahezu unbegrenzt alterungsbeständig und nach der Hitzebehandlung sehr hart.
Punisches Wachs (flos des Plinius) wasserlöslich
Punisches Wachs
3 x gebleicht
1 x gebleicht
6 x gebleicht
Auch im antiken Griechenland kannte man eine Form des Punischen Wachses:
Das Kloster Simonos Petras Heiliges Kloster des Felsen Simonsâ
Berg Athos Griechenland
Für Ikonenmalerei des im 11./12. Jh. lebenden Malermönches Manuel Paselinos von Thesalonich, der auf dem Berge Athos gewirkt hat, ist folgende Rezeptur in einem alten, lange Zeit geheimgehaltenen Pergament überliefert:
……. – Nimm Leim, Lauge und Wachs, alles in gleichem Verhältnis, setze alles zusammen aufs Feuer, um es schmelzen zu lassen. Setze die Farbe hinzu, zerrühre alles gehörig- …..;
Im Academiekurs “Kursleiter” und bei dem “Enkaustik Diplom” können Sie noch mehr zum Thema Enkaustik Wachs erfahren.
Nachfolgend unbearbeitete Auszüge aus alten Schriften:
Aufschlussreiche Enkaustik Wachs und Pigmentuntersuchung von 1845!
Untersuchung einiger Farben und der Decke auf welche sie aufgetragen waren, welche aus einem alten ägyptischen Grabmal erhalten wurden. Von Dr. Geyer, Professor in Heidelberg. Mit einem Anhänge uon Professor Rom.
Herr Professor Rom dahier brachte mir ein kleines Stück einer Decke (Teetorium) von ungefähr zwei Quadratzoll Fläche und einem halben Zoll Dicke, welches ein Fragment eines Pfeilers aus Kalkstein mit Freseo-Malerei aus dem von Belzoni entdeckten Grabe in Biban el Mouluk in Aegypten ausmachte, das derselbe dem Hrn. geheimen Hoftath Creutzer dabier verdankte, welcher es vom Hrn. Dr. G. Parthei erhielt, mit dem Ersuchen, die darauf sitzenden Farben, und auch den Grund worauf sie sitzen, zu untersuchen.
Die Farben waren: l) Braunrot, welches die größte Fläche einnahm, 2) Grün, ziemlich schmutzig mit hellern und dunklern Flecken, 3) Fahlgelb, 4) Schwarz, die drei letzten dienten zur Einfassung der roten Farbe. Die Farben waren sämtlich matt, hatten keinen Glanz.
1) Untersuchung der braunroten Farbe
Es wurde vorsichtig 0,1 Gran mit dem Messer abgeschabt, so dass man so viel wie möglich eine Verunreinigung mit der Wand vermied, was indessen nicht vollständig gelingen konnte, da die Farbe ziemlich dünn aufgestrichen war. Diese wurde
mit einer Drachme Wasser kalt, unter öfterem Umschütteln 24 Stunden in Berührung gelassen. Die Farbe schien ungelöst zu bleiben. Die Flüssigkeit hatte jedoch eine bräunliche Farbe angenommen, sie wurde in ein Uhrgläschen abgegossen und gelinde erwärmt, wobei sie sich nicht trübte und bis zur Trockne verdampft. Es blieb eine Spur eines bräunlichen durchsichtigen Rückstandes mit etwas von einer grauen Erde.
Man setzte vier Tropfen Wasser hinzu und prüfte mit folgenden Reagentien:
Lackmus blieb unverändert, aber Cureuma wurde schwach gebräunt;
Gallustinetur bewirkte keine Veränderung;
Sublimatlösung auch nicht;
Bleizuckerlösung auch nicht;
Silbersolution auch nicht;
Kohlensaures Kali auch nicht merklich;
Kalkwasser eben so wenig. Beim Verdampfen des Rest’s ‚zur Trockne und Erhitzung im Platinlöffel verbreitete sich deutlich der Geruch nach verbrannten Haaren, es blieb eine Spur Kohle die beim Glühen verschwand, ohne merkbaren Rückstand zu lassen.
In dem Uhrgläschen blieb eine Spur eines weißlichen Rückstandes, der in Wasser unlöslich war. Er wurde mit einem Tropfen Salzsäure befeuchtet, welche ihn ohne merkbares Brausen löste; die Lösung hinterließ beim Verdampfen ein blaßgelbliches Salz, dieses mit Wasser aufgenommen, löste sich leicht, Kleesäure trübte die Lösung stark weiß, Barytsolution kaum merklich, blausaures Eisenorydul-Kali bewirkte eine schwach blaue Färbung.
Der Farbe wurde wieder eine halbe Drachme Wasser zugesetzt und eine Stunde warm digeriert und gekocht. Die Flüssigkeit nahm wieder eine bräunliche Farbe an. Beim Verdampfen hinterließ sie wieder einen bräunlichen Rückstand, welcher in Wasser gelöst alkalisch reagirte. (Hierbei bemerkte man dass nicht sowohl die Flüssigkeit reagierte, als das Glas welches man mit dem Cureumapapier berührte. Dies brachte mich auf den Gedanken, dass vielleicht das Glas selbst die alkalische Reaktion veranlasste, zumal die Farbe an ein Paar Uhrgläschen schon bei gelinder Ofenhitze absplitterte und trübe wurde; daher ließ man in einem solchen wohl gereinigten Uhrsgläschen Wasser verdampfen und prüfte es. Das Wasser oder vielmehr das Glas reagierte wirklich alkalisch. Es muss also die alkalische Reaktion dieser Farben der schlechten Beschaffenheit des Glases zugeschrieben werden.) Gegen die übrigen Sud angezeigten Reagentien verhielt sich der Auszug ebenso, nur veranlaßte Bleizuckerlösung eine merkliche Trübung, auch Gallustinetur trübte sich damit, auf Zusatz von etwas Salzsäure, jedoch äußerst unbedeutend. Beim Verbrennen entwickelte sich wieder der erwähnte Geruch nach verbrannten Haaren, die Kohle hinterließ nicht merkbar Asche.
Die ungelöste Farbe wurde mit Weingeist von 0,800 spee. Gewicht degeneriert und gekocht. Die helle abgegossene Flüssigkeit hinterließ eine Spur eines bräunlichen Rückstandes, der im Wasser unlöslich war. Erhitzt, verkohlte er unter Verbreitung eines brenzlichen, eigentümlichen, gleichsam süßlichen, erhitztem Wachse etwas ähnlichen Geruchs; die Kohle verzehrte sich beim Verbrennen ohne Rückstand zu lassen.
Die ungelöste rothe Farbe, welche im Ansehen unverändert erschien, wurde mit Salzsäure übergossen und eine Zeitlang damit gekocht. Die Säure färbte sich gelb, allein nach mehrstündigem Digeriren und Kochen blieben dennoch einzelne Punkte eines hochrotben Pulvers zurück. Die gelbe Flüssigkeit, mit blausaurem Eisenorvdulkali versetzt, bildete einen dunkelblauen Niederschlag. Hydrotionsäure Iveranlaßte keine Färbung der gelben Flüssigkeit.
Von dem scharlachroten Pulver wurden ein paar Körnchen im Platinlöffel erhitzt, sie wurden dunkel und verschwanden vollständig.
Der Rest wurde mit Salpetersäure digerirt. Diese wirkte nicht darauf; Zusatz von Salzsäure machte ihn schnell verschwinden. Hydrotionsäure wirkte anfangs nicht auf die Lösung; als später Trübung eintrat, schien die Farbe sich etwas ins Bräunliche zu neigen.
2) Untersuchung der grünen Farbe.
Es konnte ein halber Gran abgeschabt werden, da diese Farbe viel dicker aufgetragen war. Beim Schaben bemerkte man aber, daß die untere Farbe zum Teil viel unreiner graugrün aussah. Sie wurde wie Nr. 1 mit kaltem Wasser behandelt. Die grüne Farbe wandelte sich hierbei in Hellblau um. Die klar abgegossene Flüssigkeit hatte eine hellgelb bräunliche Farbe angenommen. Sie wurde erhitzt und trübte sich nicht. Beim Verdampfen bildete sich ein Häutchen auf derselben, und sie hinterließ trocken eine geringe Menge eines gelbbräunlichen durchsichtigen Rückstandes. In Wasser löste sich derselbe vollkommen, die Flüssigkeit reagierte alkalisch, mit den übrigen bei 1. angewendeten Reagentien verhielt sie sich gleich negativ, nur Bleizuckerlösung veranlaßt schwache Trübung, Zinnsolution keine. Beim Verbrennen entwickelte sich derselbe Horngeruch; die Kohle verschwand ohne Rückstand zu lassen. Der im Wasser unlösliche weißliche Rückstand brauste beim Übergießen mit Salzsäure schwach auf, und verhielt sich gegen die genannten Reagentien wie Nr. 1.
Der Farbe wurde wieder eine halbe Drachme Wasser zugesetzt und erhitzt. Die helle abgegossene gelbliche Flüssigkeit hinterließ sehr wenig eines bräunlichen Rückstandes, der sich wie der unter erhaltene verhielt.
Man behandelte das Ungelöste mit Weingeist wie unter Nr. 1. Es blieb beim Verdampfen ein brauner, im Wasser unlöslicher Rückstand, wie jener; dieser löste sich sehr leicht in kaltem Weingeist zu einer hellbräunlichgelben Flüssigkeit. Erhitzt, verkohlte er unter brenzlichem Geruch, wie bei Versuch 1., und verbrannte ohne merklichen Rückstand zu lassen.
Die ungelöste hellblaue Farbe wurde mit eoneentrirter Salpetersäure übergossen. Anfangs bemerkte man keinen Angriff; auf einmal entstand eine heftige Einwirkung, häufige, rote Dämpfe entwickelten sich. Die blaue Farbe verschwand aber nicht und schien überhaupt keine Veränderung zu erleiden. Die Einwirkung hörte bald auf, und durch fortgesetztes Erhitzen konnte nichts ähnliches wieder bemerkt werden. Bei näherer Beobachtung fand sich dass dieses die Einwirkung der Salpetersäure auf den Weingeist war, welcher noch an den Wänden des Glases sich fand, was auch der bemerkte Napbthageruch bestätigte. Die über der Farbe stehende helle Flüssigkeit wurde mit Wasser verdünnt und Hydrotionsäure zugesetzt, es entstand anfangs keine Farbenveränderung, bei nachher erfolgter Trübung erschien der Niederschlag weißgrau mit einem Stich ins Bräunlich gelbe. Die blaue Farbe hatte sich scheinbar nicht vermindert. Sie müde mit wasserleerem kohlensaurem Natron gemengt, und im Platinlöffel über der Weingeistflamme bis zum anfangenden Schmelzen erhitzt. Die rückständige Masse war dunkelgrau. Sie wurde mit Salpetersäure über, gossen und erhitzt; unter Aufbrausen verschwand die schwarzgraue Farbe, und es bildete sich ein flockiges gelatinöses Magma; beim Verdünnen mit Wasser verschwand ein Theil der Flocken. Die klare Auflösung mit Aetzammoniak im Ueberschuß übergossen färbte sich blau. Hydrotionsäure färbte sie braun und blausaures Eisenorydulkali schmutzig bräunlichgrün (olivengrün), Ein Theil der blauen Farbe blieb ungelöst, durch wiederholtes Behandeln derselben mit Natron und Salzsäure verschwand die Farbe vollständig und gab mit Reagentien die angeführten Erscheinungen.
3. Untersuchung der gelben Farbe.
Davon konnte nur sehr wenig gesammelt werden, welches nicht gewogen wurde. Sie wurde mit Wasser wie die vorige Farbe maeerirt Die Farbe verschwand ganz. Es entstand eine trübe blaßgelbliche Flüssigkeit, welche Trübung auch nach 24 Stunden nicht ganz verschwand. Die opalisirende Flüssigkeit wurde erhitzt, sie trübte sich nicht mehr. Abgegossen und verdampft hinterließ sie eine Spur eines grauweißen Rückstandes. Dieser wieder mit einigen Tropfen warmen Wassers behandelt, bildete wieder eine opalisirende Lösung, welche sehr schwach alkalisch reagirte und sich gegen die unter Nr. 1. und 2. angewendeten Reagentien ganz negativ verhielt. Beim Verdampfen zur Trockne und Erhitzen konnte keine Kohlenbildung wahrgenommen werden; nur ein schwacher Horngeruch entwickelte sich. Es blieb ein kaum merkbarer weißer Rückstand von Kalk. Ein graugelblicher in Wasser unlöslicher Rückstand der im Uhrgläschen hängen blieb, mit Salzsäure usw. wie Nr. 1 und 2 behandelt, verhielt sich wie diese.
Der ungelöste hellgraue Rückstand wurde mit einer halben Drachme Wasser erhitzt, einige Stunden digerirt, dann abgegossen und wie unter Nr. 1 und 2 verfahren. Die Lösung verhielt sich wie Nr. 3. Beim Erhitzen bildete sich aber unter Verbreitung des Geruchs nach verbrannten Haaren etwas Kohle, die ohne merkbarem Rückstand verbrannte.
Beim Behandeln des in Wasser Ungelösten mit Weingeist, wie unter Nr. 1. und 2., erhielt man eine Spur eines gelbbräunlichen, in kaltem Weingeist leicht, in Wasser nicht merklich löslichen Rückstandes, der sich beim Erhitzen auf gleiche Weise verhielt.
Der ungelöste, höchst geringe, grauweiße Rückstand wurde mit Salzsäure übergossen; ohne merkbares Brausen löste sich derselbe auf, die farblose Flüssigkeit wurde verdampft. Der Rückstand wieder in Wasser gelöst trübte sich mit Kleesäure ziemlich, mit Barytsolution schwach, blausaures Eisenorydulkali färbte, ihn schwachblau.
4. Untersuchung der schwarzen Farbe.
Diese machte nur ein Paar schmale Striche aus. Es wurde ein wenig abgeschabt und mit Wasser maeerirt.
Die schwarze Farbe erschien nicht merklich angegriffen. Die Lösung hatte eine blaßgelbliche Farbe und war etwas trübe. Sie wurde nach 24 Stunden abgegossen. Beim Erhitzen blieb sie helle und hinter« ließ beim Verdampfen einen sehr geringen graubräunlichen Rückstand. Dieser wieder mit Wasser behandelt und die Losung geprüft, reagirte weder sauer nach alkalisch und verhielt sich gegen die oben angewendeten Reagentien indifferent, bis auf Bleizuckerlösung welche etwas getrübt wurde. Der trockene Rückstand erhitzt, verbreitete den oft erwähnten Horngeruch, wurde schwarz, dann weiß, der weiße Rückstand löste sich leicht in Wasser, reagierte und schmeckte stark alkalisch. An der Luft zerfloß er schnell, Platinauflösung brachte unter starkem Aufbrausen einen bedeutenden gelben Niederschlag von salzsaurem Platinorvdkali hervor. — Ein sehr geringer, graulicher, in Wasser unlöslicher Rückstand wurde wie Nr. 1, 2 und 3 mit Salzsäure usw. behandelt. Die Trübung mit Kleesäure und Barytsolution war sehr unbedeutend, blausaures Eisenorydulkali bläute sie schwach.
Dem Ungelösten wurde wieder, eine halbe Drachme Wasser zugesetzt, erhitzt und ein paar Stunden digerirt; man erhielt wieder eine bräunlich gefärbte Flüssigkeit, welche sich gegen Reagentien wie bei 4. verhielt. Auch Gallustinetur bewirkte bei Zusatz von Salzsäure eine schwache Trübung. Beim Erhitzen verkohlte der Rückstand wieder unter Verbreitung des oft erwähnten tierischen Geruchs, hinterließ aber nach dem Verbrennen keine alkalische Asche.
Das in Wasser Unlösliche wurde mit Weingeist wie Nr. 1, 2 u. 3. behandelt. Man erhielt als Auszug einen braunen Rückstand mit weißlichen Flocken untermengt. Der braune Rückstand war in Wasser unlöslich, verhielt sich gegen dasselbe gleichsam fettig, in kaltem Weingeist löste er sich ebenfalls etwas schwierig. Beim Erhitzen verhielt er sich wie die Auszüge der anderen Farben.
Die schwarze Farbe schien durch diese wiederholte Behandlung nicht merklich vermindert worden zu sein, nur die zarten pulverigen Teile schienen zum Teil verschwunden, dagegen die etwas gröbern Körner, welche zum Teil noch auf weißem Grund saßen, noch unverändert schwarz waren. Sie wurden erhitzt, die schwarze Farbe verschwand unter deutlichem tierischen Geruch, und es blieb ein rotbrauner Rückstand, welcher mit Salzsäure übergossen diese gelb färbte, und auf Zusatz von blau saurem Eisenorydulkali erfolgte ein dunkelbrauner Niederschlag.
Bei genauerer Betrachtung bemerkte man das unter der schwarzen Farbe braun rote saß, und der Eisengehalt so wie die ganze Erscheinung beim Erhitzen usw. konnte von dieser Farbe herrühren. Es wurde daher ein klein wenig mit großer Vorsicht abgekratzt, so dass man eine Verunreinigung derselben mit roter möglichst vermied. Davon wurde ein Teil verbrannt, die schwarze Farbe verschwand unter deutlichem tierischem Geruch, der lange anhielt, so dass er nicht wohl allein von dem Bindemittel abgeleitet werden konnte, und es blieb eine Spur weißgrauer Asche, welche man nur ein wenig eisenhaltig fand. Ein Teil schwarzer Farbe mit Salzsäure übergossen löste sich darin. Die Farbe verschwand ebenfalls und auf Zusatz von blau saurem Eisenorydulkali entstand nur eine grünlich blaue Färbung.
Eine andere Portion wurde mit Aetzkalilauge behandelt, es entstand eine dunkel braune Auflösung, doch blieb ein Teil der Farbe auch in der Hitze unaufgelöst, man setzte nun Salzsäure hinzu, die Auflösung entfärbte und verdickte sich, es schlugen sich grauweiße Flocken nieder, die auf Zusatz von mehr Salzsäure wieder verschwanden; durch Erhitzen löste sich alles bis auf wenige graue Flocken zu einer kaum bräunlich gefärbten Flüssigkeit. Blau saures Eisenorvd dulkali färbte die Flüssigkeit nur schwach grünlich blau.
Als Resultate gehen aus diesen Untersuchungen hervor:
1) Das blaue Zinnoberrot ist mit Eisenoryd gemengter Zinnober, dem noch etwas kohlensaurer Kalk anhängt. Das Bindemittel ist organischer Natur, welches wegen der sehr geringen Menge nicht näher zu bestimmen ist.
Die darunterliegende blass bräunlich-gelbe Farbe 2 ist Eisenorvduloryv mit Kieselerde, ein wenig Bittererde und Alaunerde gemengt: etwa gebrannte Grünerde, welche beim Erhitzen gelb wird und die gefundenen Vestandteile hat. Das Bindemittel ist auch organischer Natur und zwar dem Geruch nach tierisch mit Wachs gemengt.
Die zunächst folgende weiße Unterlage ist kohlensaurer Kalk mit etwas Eisenoryd und Spuren von Bittererde, Alaunerde und Kieselerde gemischt. Durch ein Bindemittel von tierischer Natur vereinigt.
Die letzte Unterlage ist Mörtel, in welchem der kohlensaure Kalk ziemlich vorwaltet, die ihm beigemengte Kiesel- usw. haltige Masse war dem Ansehen nach poröse Lava. Auch hier fand sich eine tierisch-organische Substanz als Bindemittel.
2) Die hochrote Zinnoberfarbe hat dieselben Bestandteile wie die vorige, mit mehr vorwaltendem Zinnober. Die gelbliche Unterlage ist der von gleich, die Bindemittel sind dieselben, und die Decke ist wieder ziemlich reiner kohlensaurer Kalk mit organischen Teilen verbunden.
Die Zinnoberfarbe ist wieder eisenhaltiger Zinnober mit kohlensaurem Kalk gemengt. Die reaktion der Hydrotionsäure würde auf einen Bleigehalt hindeuten, wenn nicht die Schwefelsäure sich negativ verhielte; doch könnte letzteres auch von der geringen Menge herrühren. Es könnte auch Quecksilber anzeigen, welches aber als Oryd vorhanden gewesen sein müsste, weil Salzsäure darauf einwirkte. Die geringe Menge erlaubte keine weitere Prüfung, denn der Niederschlag konnte nicht gesammelt werden zum Verflüchtigen. Das Bindemittel oder vielmehr der Überzug erscheint hier schon deutlicher zum Teil als Wachs. Schon beim Befühlen der etwas erwärmten matt glänzenden farbigen Fläche hatte man die eigentümliche klebende Empfindung, welche das Wachs charakterisiert.
3) Die blass rote Unterlage ist kalkhaltiges Eisenoryd mit Zinnober. Die zunächst folgende weiße Unterlage war kohlensaurer Kalk mit organischen Teilen gemengt, ebenso die mehr grobe dritte Unterlage.
4) Die violette Farbe ist mit kohlensaurem Kalk gemischtes Eisenoryd, und nach den vergleichenden Versuchen wahrscheinlich Eisenoxid; das Bindemittel war wieder organisch. Die zunächst liegende Unterlage ein mehr Kieselerde haltiger Kalk, und die vierte eine Mörtel artige Masse, worin der Kalk noch beträchtlich vorherrschte. Die kieselhaltige Substanz scheint Lava zu sein. Auch hier wie bei den oberen Lagen ist ein organisch-tierisches Bindemittel nicht zu verkennen.
5) Die gelbe und violette Farbe ist nach den Versuchen wieder Eisenoxid (etwa gebrannte grüne Erde und Eisenglanz) und kohlensaurer Kalk mit einem organischen Bindemittel vermengt.
6) Die rotbraune Farbe ist wieder kalkhaltiges Eisenoxid.
7) Das Gelb hatte dieselben Bestandteile.
8) Die Wandist eisenhaltiger Kalk, durch ein organisches Bindemittel festgemacht.
9) Die Wand ist auch größtenteils kohlen saurer Kalk (gepulverter Kalkspat) mit Alaunerde, Eisenoxid und wenig Bittererde gemischt, durch faserige organische Teile befestigte
10) Der Mörtel ist dem Gemenge aus Kalk und Kiesel ähnlich, so wie man ihn jetzt bereitet. Die kieselhaltige Substanz scheint vulkanischen Ursprungs zu sein; denn die Körnchen scheinen Augit, Leueit zu sein.
Über die Natur der organischen Bindungsmittel ist es etwas schwierig abzusprechen. So viel scheint aus den Versuchen hervorzugehen dass die Farben zum Teil mit Wachs überzogen waren, welchem aber noch andere organische Teile beigemengt sind. Die Bindungsmittel der Unterlagen und die ersten Decken sind ebenfalls organisch und zwar, wie der Geruch zeigt, zum Teil tierischer Natur. Der Fettgehalt sowie die Reaktion des Bleizuckers und Sublimats und die übrigen“ angezeigten Eigenschaften lassen auf Milch schließen, womit die Massen vielleicht eingerieben wurden. Manche sind zum festeren Halten mit faserigen Teilen untermengt. Die Natur dieser Fasern ist schwer zu bestimmen. Der auffallende Geruch wie von gebrannten Meerschwämmen scheint aber dar zu tun dass vielleicht Seekräuter dazu verwendet wurden.
Einige Worte über die Maler-Technik als Anhang.
Auch die Untersuchung altrömischer Farben und deren Unterlagen wurde mit größter Genauigkeit und meist in meiner Gegenwart gemacht. Sie geben uns manchen belehrenden Aufschluß über die Malertechnik der alten Römer und die große Haltbarkeit der römischen Wandgemälde. Nach Versicherung des freundlichen Gebers hat er die meisten dieser Wandstückchen mit höherer Bewilligung von verdorbenen Gemälden zu Pompeji, in Zimmern deren Decken beim Aufgraben dieser alten Stadt zerstört worden, selbst abgebrochen. Pompeji wurde, wie bekannt, nicht so tief Verschüttet
Fenbach enkaustische Malen
als Herculanum, und wir müssen die lange Dauer dieser Farben um so mehr bewundern, als nach Aussage Herrn Färkls diese Wände dem entfärbenden Sonnen und Tageslicht lange nicht ausgesetzt gewesen sind. Die Farben waren sehr fest an das Teetorium gebunden und schwer abzukratzen. Wenn man mit einem feuchten Schwamm darüber fuhr, so gewannen dieselben sehr an Lebhaftigkeit, ungefähr wie bei einem Oelgemälde, und waren mit Wasser nicht abzulösen. Dies kommt wohl von dem Wachse her welches damit verbunden war.
Nur das auf der Zinnoberfläche aufgetragene Weiß, welches die Spitze von einem Gewande zu sein schien, war leicht abzuschaben. Wahrscheinlich ist es von einem Monochrom, das mit kohlensaurem Kalk auf Zinnobergrund ausgeführt wurde. Vitruv und Plinius führen den Zinnober als eine bei den Römern sehr kostbare Farbe an, und erwähnen dabei dass dieselbe nur durch die Enkaustik an den Wänden dauerhaft zu machen wäre, d. h. der Zinnober wurde erst mit einem Bindungsmittel aufgetragen, und wenn dieser Anstrich ganz getrocknet war, so überzogen die Römer die bemalte Wand mit punischem Wachse, dessen Bereitung Plinius im Listen Buche seiner Naturgeschichte lehrt (man sehe oben), und schmolzen es mit daran gehaltenem Kohlfeuer an u. f. w. (Dass diese Farbe bei den Römern als eine teure galt, beweist die feuergelbe Unterlage, welche wahrscheinlich den Zweck hatte den Zinnober zu sparen.) Da nun die Kreide, als kein schweres Metalloxid, das Wachs durchdrungen und unscheinbar (grau) gemacht hatte, so waren die Maler, die wahrscheinlich das Bleioxid nicht kannten oder dasselbe für ihre Art Malerei nicht passend fanden, genötigt, das einfarbige Gemälde, wenn sie die Zinnober Unterlage damit ganz zudecken wollten, auf den vorher mit Wachs getränkten roten Grund aufzutragen. Die Ursache warum die altrömischen Maler das von Vitruv und Plinius erwähnte Bleiweiß auch bei solchen Gemälden nicht anwendeten, wo sie dasselbe als Deckfarbe hätten gut brauchen können, mag wohl die gewesen sein daß alles aus Blei bereitete Weiß, wie ich in meinem Schriftchen: „Die Farben. Ein Versuch über Technik alter und neuer Malerei. Heidelberg 1824. S. 21.“ beschrieben habe, an der Luft leicht schwarz wird.
In der weißen Farbe der Aldobrandinischen Hochzeit, welche als das berühmteste altrömische Wandgemälde anerkannt ist, so wie in all dem Weiß das sich in den Malereien der Bäder des Titus und anderer Ruinen Roms findet, erkannte Dass Kreide oder ganz feinen Thon. Wahrscheinlich haben die Römer auch das Bleiweiß bei eolorirten Bildern desshalb nicht angewendet, weil es als ganz deckendes Pigment die
Farben zu sehr decken würde, während die colorirten Wandgemälde, nach Aussage unterrichteter Künstler und Kunstkenner, alle auf weißem Grunde mit transparenten Farben lasirend gemalt sind, wobei Kreide oder Ton besser ist als schweres Metalloryd, da, wie oben gesagt worden, dunkle Flecken entstehen wo es gebraucht wurde. Man sieht hieraus, wie sehr die Alten darauf bedacht waren ihren Gemälden lange Dauer zu geben. Das Zinkweiß kannten sie nicht, sonst hätte Plinius es angeführt. Dieser Schriftsteller erwähnt mehrere von den Malern gebrauchte weiße Farben, deren eine er „Parätonion“ nennt und von ihr sagt: „unter den weißen Farben ist Parätonium die festeste (?) und gibt wegen der Glätte eine feste Tünche.“
Ferner ergibt sich aus unsern Untersuchungen dass keine dieser Farben organischen Ursprungs ist. Es sind lauter dauerhafte Metalloxide, und darum konnten dieselben so lange dem Lichte und der Feuchtigkeit ausgesetzt werden ohne zu verbleichen. Wenn auch unser bemaltes Stückchen Wand aus Theben, woran jedoch die gelbe organische Farbe etwas Eisen zu sein scheint, weit älter als die römische Malerei sein sollte, so müssen wir doch annehmen dass das Innere der ägyptischen Gräber, mithin die darin befindlichen Gemälde, immer dem Tageslicht entzogen war. Auch ist anzunehmen das die Ägypter ihre Gräber nur an solchen Orten anbrachten, wo das Nilwasser von unten nicht eindringen konnte. Vom Regen hatte man nicht viel
Nachtheiliges zu besorgen, da es in diesem Lande selten regnet. Diese Wände waren also nie dem Licht ausgesetzt und von unten und oben gegen Feuchtigkeit gesichert. Daher wird es begreiflich daß, wenn diese ägyptischen Farben über 2000 Jahre alt sind, wie sie von Mehreren angegeben werden, sie auch so lange haltbar geblieben sein können.
Die Gemälde in den römischen Bädern sind zwar immer dem Lichte entzogen gewesen, waren aber desto mehr der Feuchtigkeit ausgesetzt. Nach Aussage glaubhafter Männer soll in den Bädern des Titus das Wasser beständig an den Wänden herunterlaufen, und doch haben die Farben dieser Gemälde noch weit mehr Frische und Feuer behalten als Raphaels berühmte Frescomalereien im Vatikan, welche über 1000 Jahre später gemalt wurden. Auch muss man sich wundern dass in den Bädern des Titus das beständig eindringende Wasser den Anwurf (Teetorium) nicht zerstört hat. Hieraus ersieht man wie sorgfältig die Alten das Teetorium machten, wie sehr sie auch von dieser Seite ihre Gemälde gegen schädliche Einwirkungen zu sichern suchten.
Protokoll über die Beurteilung zweier Proben enkaustischer Malereien, abgehalten den 22 April l837.
Praesentes:
Der kön. Oberberg- und Salinenrath Dr. Fuchs.
Der kön. Professor Schlotthauer.
Der kön. Professor v. Schnorr.
Der kön. Professor Dr, v. Kobell.
Der kön. Leib- und Hofapotheker Dr. Pettenkofer.
Der kön. Professor Dr. Kaiser.
Die Obenstehenden versammelten sich heute Nachmittags 3 Uhr in dem mineralogisch-chemischen Laboratorium der kön. Akademie, wobei der k. Akademiker und Conservator Dr. Vogel, welcher gleichfalls zu dieser Berathung eingeladen worden war, entschuldigt wurde nicht erscheinen zu können, weil derselbe schon früher verabredeten Geschäften für den heutigen Tag zu folgen hatte.
Professor v. Schnorr machte nach der an ihn gerichteten Aufforderung des Hrn. Oberberg- und Salinen-Rathes Dr. Fuchs die anwesenden Mitglieder der Commission mit dem Zwecke der Versammlung bekannt, und bemerkte daß er veranlaßt worden sey zum Behufe größerer künstlerischer Ausführungen in der kön. Residenz dahier Versuche über enkaustische Malerei anzustellen, welche bei günstigen Resultaten aus besonderen Verhältnissen hier der al Frescomalerei vorgezogen werden dürfte. Er habe für diesen Zweck mehrere Proben nach anliegender Beilage dargestellt, und lege sie hiemit vor.
Die einen davon, welche mit Nr. l bezeichnet sind, wurden nach einer dem kön. Professor v. Schnorr zufällig bekannt gewordenen, bis jetzt noch geheim gehaltenen Methode dargestellt; die andern dagegen, welche Nr. 2 führen, sind nach der Erfindung Hrn. Montaberts in Paris ausgeführt worden, zu welcher Hr. Professor v. Schnorr die vollständigen Materialien, wovon gleichfalls noch kleine Proben vorliegen, geliefert hat. Nach dieser Mittheilung sind nun die vorgelegten Bilder und Farben auf ihr relative Haltbarkeit zu prüfen, inwieweit dieses durch chemische Mittel werde geschehen können.
Hierauf besprachen sich die Commissions-Mitglieder wechselseitig, wie sie die Lösung dieser Aufgabe am sichersten und gewissenhaftesten bewerkstelligen könnten, und stellten nach der hierüber gepflogenen Berathung nachstehende Untersuchung an:
An den beiden gleichen und so viel möglich mit denselben Farben hergestellten Bildern wurde bemerkt, daß beim Anfühlen und Bestreichen mit den Fingern ein auffallender Unterschied zwischen beiden ist, indem nämlich Nr. l ungleich mehr Festigkeit und Trockenheit, Nr. 2 hingegen eine unverkennbare Klebrigkeit in den Farben zeigte.
Es wurde Kienruß auf die Schwerter an beiden Bildern gesiebt, mit den Fingern sanft darauf gerieben, und dann mit Seifenwasser abgewaschen. Beide ließen sich vollkommen rein abwaschen, obschon man bei Nr. 2 ein stärkeres Adhäriren des Kienrußes beim Aufreiben bemerkt hatte.
Einige Tropfen des stärksten Schwefelwasserstoffgases auf die weiße Farbe der beiden Bilder gebracht, zeigten eine in die Augen springende Verschiedenheit der Reaetion, indem die benetzte Stelle von Nr. 2 augenblicklich intensiv schwarz gefärbt wurde, während Nr. 1 beinahe ganz unverändert blieb, selbst nachdem ein paar Minuten das genannte Wasser darüberstand.
Aetzkali brachte im Roth Nr. 1 eine Verdunklung hervor, worüber aber Hr. Professor v. Schnorr den Aufschluß gab, daß hier Lackfarben angewendet worden, während bei Nr. 2 nur Erdfarben gebraucht wurden, was eine nothwendige Folge jener Farbenveränderung war. Im Uebrigen blieben beide von Aetzkali im Roth weiter unverändert.
Alkohol von 95°/, auf einen Theil der Bilder gegossen, löste das Bindemittel an Nr. 1 ungleich weniger als bei Nr. 2 auf, und machte die Farbe bei Nr. 2 eher und mehr lose als bei Nr. l.
Reetisieirtes Terpenthinöl drang bei Nr. 2 in das Bild und machte die Farbe verwischbar, welcher Einwirkung Nr. 1 längere Zeit Widerstand leistete und damit eine kaum merkliche Erweichung erlitt.
Coneentrirte Essigsäure auf das Weiß von Nr. 2 gegossen, erzeugte sogleich ein kennbares Aufbrausen, machte die Stelle löcherig, als wäre sie von Würmern zerfressen, während davon Nr. 1 vollkommen unangegriffen blieb.
Beide Gemälde wurden in einem Abstande von 3° einer in 5 Minuten allmählich bis zu 54° R. gesteigerten Wärme ausgesetzt, wobei Nr. 2 bedeutend erweichte, so daß beim Darüberfahren mit den Fingern die Farben hängen blieben. Nr. 1 wurde unter derselben Einwirkung nur wenig klebrig, ohne Farben zu lassen.
Die Untersuchung der zu Nr. 2 verwendeten und von Professor v. Schnorr vorgelegten Materialien wurde aus dem Grunde unterlassen, weil sie mit den Materialien von Nr. 1, die zur Zeit unbekannt sind, nicht verglichen werden konnten.
Nach den Resultaten der vorstehenden Versuche wurde einstimmig erkannt daß die Methode, nach welcher Nr. 1 ausgeführt worden, hinsichtlich der Haltbarkeit bei weitem den Vorzug verdiene.
Hierauf wurde das Protokoll geschlossen, abgelesen und unterzeichnet.
(Folgen die Unterschriften.)
So sah ich denn meine jahrelangen mühevollen Forschungen in der Enkanstik von einem Kreise wissenschaftlich hochgebildeter Männer, und zwar von einer Seite anerkannt, die als die wichtigste zu betrachten war, nämlich von der Seite der Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit.
Hiemit noch nicht zufrieden, beschloß ich das über meine neue Erfindung verfaßte Manuserivt dem Gutachten sachverständiger Männer zu unterstellen, um durch dieselben zugleich auch die materiellen Bestandtheile meiner Enkaustik und deren Bindungs- und Mischungsverhältnisse prüfen zu lassen. Ich bemerkte dabei daß ein so eomplieirtes, große Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt erheischendes, für die Kunst so bedeutungsvolles technisches Versahren nicht allein durch äußere chemische Einwirkungen, sondern nach seinem innern Gehalte, in seinem ganzen Wesen und in der Art der Behandlungsweise selbst erkannt und beurtheilt werden müsse, um dadurch volles Vertrauen gewinnen zu können.
Ich gab daher durch Professor v. Schnorr die Erklärung ab, daß ich, zu meiner Beruhigung und zur Sicherung der Kunst, mein Manuseript einer aus Künstlern und Chemikern zusammengesetzten amtlichen Commission unter dem Siegel der Verschwiegenheit zur Prüfung übergeben, erst dann aber bereit seyu werde mein Verfahren für öffentliche Zwecke in Anwendung zu bringen, wenn dasselbe von Sachverständigen auch in materieller Hinsicht für gut und zweckmäßig anerkannt sey; ferner erklärte ich daß, nach geschehener Anerkennung und Begutachtung von Seite der Commission, das Manuserivt sogleich in amtlichen Verwahrsam genommen, und bei der kön. Akademie der bildenden Künste niedergelegt bleiben sollte.
In Folge dieser Erklärung wurde mein Manuseript dem Professor Dr. Kaiser zur Durchsicht und Berichterstattung eingehändigt, und von der Commission auf den Grund der letztern einstimmig folgendes Unheil zu Protokoll gegeben:
„Das Verfahren der Fernbach’schen Enkaustik ist im Wesen einfach, sinnreich, in vieler Hinsicht originell, die Mittel, welche hiezu erforderlich, sind sorgfältig und vernünftig ausgewählt, um einem Wandgemälde die möglichste Dauerhaftigkeit zu verleihen. Die Proben, welche er nach seinem Verfahren dargestellt hat, haben durch den Widerstand, welchen sie gegen chemische Einwirkungen geleistet, überrascht, und berechtigen auch zu der Erwartung daß sie, inwieweit dieß von menschlichen Erzeugnissen überhaupt vorhergesagt werden kann, einer großen Ausdauer im Zeitverlaufe fähig sind, um so mehr als die Grundmasse, worauf die Gemälde angelegt werden, mehr als 1’/^ Linien tief in das Gemäuer eindringt. Zugleich verrathen die Angaben Fernbachs eine große Reihe von Versuchen, einen unermüdeten und höchst lobenswerthen Fleiß, den er mit rühmlicher Ausdauer seit mehreren Iahren auf diese Arbeit verwendet hat, so daß sie als das Resultat vieler mühevollen Versuche betrachtet werden kann.“
Folgendes ist das hierüber abgefaßte zweite amtliche Protokoll.
II. Protokoll.
„Nachdem zwischen dem unterm 22 April geprüften Gemälde sich ein auffallender Unterschied zeigte, und das mit Nr. 1 bezeichnete Gemälde sich besonders dadurch auszeichnete daß es den chemischen Einwirkungen mit bewundernswürdiger Kraft Widerstand leistete und somit auf eine große Dauerhaftigkeit schließen ließ, so eröffnete bald nachher der kön. Professor an der Akademie der bildenden Künste, Iulius v. Schnorr, den nebenstehenden drei Mitgliedern daß dieses Gemälde nach einer eigenthümlichen Methode von F. H. Fernbach dahier dargestellt worden sey, und daß Erfinder dieser Methode, welche er durch Professor Iulius v. Schnorr bei der kön. Akademie der bildenden Künste im Manuseript zu hinterlegen beabsichtige, unter dem Siegel der Verschwiegenheit eine nähere Prüfung derselben, durch die bei Protokoll 1. angeführten Sachverständigen wünsche.“
Es wurde hierauf das Manuskript dem Professor Dr. Kaiser zur Durchsicht und zum Referate übergeben, und am 27 Mai 1837 Nachmittags 3 Uhr in dem
Fernbachs enkaujiische Malere!. 7
Sitzungssaal der kott. polytechnischen Schule ein Zusammentritt der angegebenen Mitglieder anberaumt, wo derselbe über die Fernbachsche Enkaustik einen umständlichen Bericht vortrug, welcher nebst einigen Bemerkungen von allen übrigen Mitgliedern als entsprechend erkannt und einstimmig angenommen wurde. Zugleich hat eine darauffolgende Besprechung mit dem Erfinder über manche Punkte noch, die von dem mit seiner Kunst vertrauten Verfasser etwas zu kurz berührt worden waren, die Nebenstehenden ins Klare gesetzt, so daß dieselben nunmehr keinen Anstand nehmen folgendes Urtheil zu fällen.
Das Verfahren der Fernbach’schen Enkaustik ist im Wesen einfach, in vieler Hinsicht originell, die Mittel welche dazu erforderlich, sind sorgfältig und vernünftig ausgewählt, um einem Wandgemälde die möglichste Dauerhaftigkeit zu verleihen.
Die Proben welche er nach seinem Verfahren dargestellt hat, haben durch den Widerstand, welchen sie gegen chemische Einwirkungen haben, überrascht, und berechtigen auch zu der Erwartung daß sie, in wie weit dieß von menschlichen Erzeugnissen überhaupt vorhergesagt werden kann, einer großen Ausdauer im Zeitverlaufe fähig sind, um so mehr als die Grundmasse, worauf die Gemälde angebracht werden, mehr als l’/i Linien tief in das Gemäuer eindringt. Zugleich verrathen die Angaben Fernbachs eine große Reihe von Versuchen, einen nnermüdeten und höchst lobenswerthen Fleiß, den er seit mehreren Iahren mit rühmlicher Ausdauer aufdiese Arbeit verwendet hat, so daß sie als das Resultat vieler mühevollen Versuche betrachtet werden kann.“
(Folgen die Unterschriften.)
Schlussfolgerung:
Ich glaube hiemit hinlänglich dargethan zu haben daß meine Erfindung nicht auf Gewinn berechnet war, sondern höherer Veranlassung und dem Interesse für die Kunst ihre Entstehung verdankt, und daß ich sie nicht durch trügerischen Schein und mit ruhmredigen Worten aufzudringen und in Anwenduug zu bringen suchte. Die größte Beruhigung und den sichersten Beweis für die Redlichkeit meiner Absicht aber glaube ich darin zu finden, daß ich mich zur Anwendung und Ausübung meiner Enkaustik erst dann bereitwillig erklärte, als mein Manuscript nach der vorausgegangenen chemischen Untersuchung auf oben bezeichnete Weise geprüft, von Sachverständigen zur Anwendung begutachtet und für geeignet befunden worden war.
Ebensowenig kann und will ich auf der andern Seite die freudige Empfindung darüber in Abrede stellen, daß meine Bemühung nicht fruchtlos geblieben; ja ich betrachte für einen der wichtigsten Zeitabschnitte meines Gebens denjenigen, in welchem meine Enkaustil im Großen zur Anwendung gekommen. Kaum ist in neuerer Zeit eine so umfangreiche, in materieller Größe wie an innerer Bedeutung so folgenreiche Reihenfolge von Gemälden ausgeführt worden, wie die im Saalbau der kön. Residenz vom Professor v. Schnorr mittelst meiner Enkaustik ausgeführten Wandgemälde. Um die räumliche Ausdehnung dieser Gemälde in ihrem großen Umfange zusammenzufassen, füge ich bei daß die Größe eines Gemäldes 22 Schuh Höhe und 20 Schuh Breite beträgt, so daß sämmtliche ausgeführte Bilder einen Flächenraum von ungefähr 8000 Quadratschuh einnehmen.
So wenig ich, wie schon bemerkt, meine Enkaustik in Beziehung auf Dauer von vorneherein lobpreisend empfohlen habe oder zur Anwendung derselben aufdringlich gewesen bin, eben so sehr enthalte ich mich jetzt ihr weiter das Wort zureden. Ich will dem Urtheile nicht vorgreifen welches der Sachverständige aus der Darstellung selbst schöpfen wird — ein Urtheil, das sich bei einem durch die Erfahrung zu erprobenden Gegenstande, wie meine Enkaustik, natürlich erst in der Folge vollkommen begründen kann — und berufe mich hier auf die Gutachten der hierüber angebogenen Protokolle. Indessen glaube ich beifügen zu dürfen daß diese Technik, wenn sie behandelt und ausgeübt wird wie ich sie dargelegt und wie sie sich bisher entwickelte, die günstigsten Resultate erwarten läßt.
Da ich schon vor vielen Iahren den Plan hatte die gegenwärtig zur Ausübung gebrachten Malertechniken in der bereits dargelegten Art wissenschaftlich und praktisch durchzuführen und zum Besten der Kunst zu veröffentlichen, so lag es vorzugsweise in meinem Interesse und meiner Absicht auch diese Technik, als einen für Kunst und Wissenschaft so bedeutungsvollen Gegen, stand, wieder aufzufinden, auf einer wissenschaftlichen und praktischen Grundlage durchzubilden, sie möglichst festzustellen und dann zum allgemeinen Nutzen der Kunst mitzutheilen. Ich habe diese Absicht erreicht, und überlasse getrost ihre weitere Anwendung der Zu« kunft. Denn ich bin fest überzeugt daß sie dereinst, wenn die Künstler mehr und mehr von der Wahrheit durchdrungen seyn werden, daß die Malertechniken mit größerer Sorgfalt und auf eine wissenschaftliche Grundlage gestützt angewendet werden müssen, als ein wichtiger Zweig der Kunst, großer Theilnahme sich erfreuen wird. Was die technische Ausübung betrifft, so liegt mir hierüber vom kön. Professor Iulius Schnorr v. Karolsfeld folgende schriftliche Erklärung vor, worin er sagt, „er kenne seit fast zehn Iahren die vom kön. Conservator F. H. Fernbach dahier erfundene, vorzüglich zur Anwendung auf der Wand bestimmte enkaustische Malerei; er habe sich derselben seit acht Iahren mit mehreren Gehülfen bei der Ausführung großer Werke bedient, so daß ihm wohl eher als irgend einem andern ein Urtheil über diese Technik zustehe. Was Behandlung der Farben anbelange, das ist die Leichtigkeit, jede auch in der Oelmalerei gebräuchliche Art des Farben« auftrags anzuwenden, sey es daß man die Farben fett oder dünn auftragen, lasiren, jede Gattung von Erdoder Lackfarben anwenden, Helleres dunkel und Dunkleres heller halten oder sonst ändern, entweder nach und nach mit langen Uebermalungen oder rasch hintereinander, flüchtig oder bis aufs äußerste ausführen will, so sey ihm bis jetzt keine Technik bekannt geworden, welche die Vortheile der Fernbach’schen Enkaustik in sich vereinige. Hinsichtlich der malerischen oder künstlerischen Wirkung, d. h. in Beziehung auf malerische Leistung und Hervorbringung durch diese Technik, mögen die obengenannten Gemälde, nach eigener Anschauung beurtheilt, für diese Technik zum rühmlichen Zeugnisse dienen.“ Hiemit habe ich denn die Entwicklungsstufen sowie die verschiedenen Versuche, die seit ihrer Wiederbelebung mit der enkaustischen Malerei in neuerer Zeit bis auf unsere Tage angestellt worden, in einem geeigneten Üeberblicke redlich und der vollen Wahrheit gemäß zusammengefaßt, und ich glaube mich der Hoffnung hingeben zu dürfen empfänglichen und Antheil nehmenden Männern gegenüber mich einer angenehmen Pflicht entledigt zu haben. Dabei kann ich aber den Wunsch nicht unterdrücken, es möge in meinen Bemühungen keinerlei Vorurtheil oder leidenschaftliche Einseitigkeit durchblicken. Meine Absicht ist redliches Streben, wahrheitgetreue Mittheilung alles zum Besten der Kunst Geeigneten und Anerkennung jedes Verdienstes, wo es sich findet. Nach Feststellung dieses Gesichtspunktes gehe ….
ich daher zu meinem Verfahren selbst über, und lege die ganze Behandlungsweise offen, systematisch und in stufenweiser Ordnung dar, indem ich dabei von der ersten Grundlage an beginne, die Bereitung der zu einer enkaustischen Malerei nöthigen Unterlage darstelle und das weitere Verfahren bis zum Schlusse verfolge.
Noch muß ich bemerken daß ich, um die Mittheilung meines Verfahrens als ein zusammenhängendes Ganze zu geben, demselben einen Anhang nachfolgen lasse, der weitere Anweisungen und anderes Wissenswerthe enthält, was ich, ohne unklar und mehr oder weniger unverständlich zu werden, mit meiner Dar« legung nicht wohl in Verbindung bringen konnte. Namentlich sind die Betrachtungen über die Bedeutsamkeit und die Bereitungsart der Unterlage, d. h. des zur enkaustischen Malerei nöthigen und geeigneten Mörtelgrundes, gegenüber der Art wie er in älterer und neuerer Zeit angewendet und bereitet worden, als nicht unwesentlich zu betrachten.
Um mein Verfahren, das nur auf feste und unbiegsame Körper und Unterlagen berechnet worden und anzuwenden ist, allen Anforderungen und Bedingungen in diesem Gebiete entsprechend zu machen, habe ich zugleich eine Anweisung gegeben, die enkaustische Malerei auf Kupfer, Eisen, Stein, z.B. an innern feuchtbleibenden Mauern, und auf hydraulischem Mörtel, sowie auf einer allenfalls schon vorhandenenGypsunterlage anzubringen.
Einleitung zur nachfolgenden Enkaustik.
Die Kunstgeschichte lehrt uns dass mit jeder neuen Kunstepoche in allen Zweigen der Kunst gewisse Eigentümlichkeiten und charakteristische Verschiedenheiten nicht bloß in der Auffassung der darzustellenden Gegenstände, sondern auch in der Technik wie in den einzelnen Formen entstanden sind, die wir als Eigentümlichkeit der Kunstbildung von Epoche zu Epoche wahrnehmen, und die uns entweder den Versall oder das Aufblühen derselben anzeigen.
Die Malerei im allgemeinen ist jene bildende Kunst (man vergl. das Handbuch der Ölmalerei) welche, zum Zwecke der Veranschaulichung von Ideen, sichtbare Gestalten nach den Gesetzen des Schönen durch das Mittel der Zeichnung und der Farbe auf Flächen darstellt. Da hiebei die naturgemäßeste Wahrheit in den edelsten Formen und die höchstmögliche Einwirkung auf die sinnliche Anschauung erzielt werden sollen, so leuchtet von selbst ein dass teils zu diesem Zwecke, teils zur Dauer und Erhaltung der Gemälde der Künstler sich der wirksamsten, reinsten und verlässigsten Farben bedienen soll, und somit der technische Teil der Malerei mehr als bei irgend einem anderen Kunstzweige die genaueste Kenntnis, das gründlichste Studium und die sorgfältigste Pflege erfordert.
Da die Kunst zu allen Zeiten mit der Wissenschaft gleichen Schritt hielt, so nehmen wir durch die verschiedenen Bildungsstufen hindurch von den Griechen bis auf unsere Zeit auch verschiedene Malertechniken wahr.
Wir sehen daher dass die zum Teil auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhende Technik sich in gleichem Grade und nach demselben Verhältnis tätiger und vollkommener zeigte, in welchem die Kunst selbst allgemeiner und vollkommener wurde. Darum sehen wir auch auf den verschiedenen Kunst- und Bildungsstufen von den Griechen bis auf unsere Zeit in diesem Gebiete verschiedene Ausübungsarten, unter denen wir die Freseomalerei als die erste und ursprüngliche annehmen dürfen.
Es lässt sich nämlich als sicher voraussetzen dass die Freseomalerei in den ältesten Zeiten in Ägypten, Griechenland und vor der höchsten Blütezeit der Kunst in Italien, bei architektonischen oder baulichen Gegenständen jeder Art damit begann, dass man zuerst äußere und innere Räume mit verschiedenen farbigen Anstrichen, in Verbindung mit Kalk, zu schmücken versuchte.
Da der Kalk von Natur aus schon zur äußeren und inneren Mauerverkleidung der Gebäude dient, so wurde er zuerst im eigentlichen Sinne mittelst eines Farbenpigments gefärbt, so dass er sich durch Inkrustirung und Zusammentrocknung zum wirklich gefärbten Kalke bildete.
Mit der Volksbildung veredelte sich der Geschmack, und so riefen die einfarbigen Flächen und die in verschiedene Felder geseilten Räume als ungenügend vielleicht die dekorative oder Verzierungsmalerei hervor; auch verfiel man, zu deren höherer Vollendung (nach Auftrocknung dieser Fresgenunterlage) als Nachhslfe wahrscheinlich auf verschiedene Farbenbindemittel zur Befestigung auf der schon gefärbten Mauer, wie z. B. Leimarten, Gummi, Eiweiß. So ließe sich aus dem Bedürfnis der Dauer eine Veranlassung herleiten, das sich der Künstler der für die damalige Zeit schwierigen Aufgabe, Bilder in nassen Kalk zu malen, unterzog; wie denn hieraus, um die Schwierigkeiten einer höheren bildlichen Vollendung überhaupt zu beseitigen — da bei dem schnellen Trocknen der Kalkmalerei Nachhilfe durch diese Malart selbst unstatthaft ist — leicht erklärlich wird dass man bald zu verschiedenartigen Retouchen seine Zuflucht nahm. Indessen mögen in der Folge der Zeit, wahrscheinlich durch das höhere Emporblühen der Baukunst, auch diese Malarten als unbefriedigend für das Bedürfnis betrachtet worden sein, und hat vielleicht das höchste Emporblühen derselben zur Erfindung der enkaustischen Malerei Anlass gegeben, und ihre Anwendung hervorgerufen.
Das nach der Erfindung der enkaustischen Malerei dieselbe auch in ihrer Anwendung ausgedehnt und zur historischen Wandmalerei benützt wurde, ist wohl klar, aber leugnen lässt sich gewiss nicht dass dieselbe sowohl zur Dekoration als zu Bildern in Verbindung mit Freseomalerei angewendet worden.
Dass eine solche Verbindung der enkaustischen mit der Freseomalerei unter gewissen Vorbedingungen möglich sei, davon habe ich mich durch eigene Versuche und Erfahrungen überzeugt, und hiedurch mögen die verschiedenen von Künstlern und Gelehrten hierüber aufgestellten Ansichten und Behauptungen ihre Rechtfertigung finden. Z. B. bei den Gemälden in Pompeji und einigen anderen Orten älterer Zeit zeigt sich eine gemischte Anwendung verschiedener Malarten. Leider war ich nicht an Ort und Stelle jener antiken Malereien, und sehe mich daher genötigt das Gesagte teils auf die Behauptungen und Ansichten anderer, teils auf eigene Versuche zu gründen.
Die angeführten Malarten teilen sich in drei Claffen: Freseo (nasse), Tempera (mittlere) und enkaustische (eingebrannte) Malerei. Diese Malarten sind durch das Emporblühen Griechenlands und durch die Prachtliebe der Großen des alten Roms, wo sie nach dem Verfall der griechischen Freistaaten eine Pflanzstätte suchten und fanden, zu seltener Kunstblüte gelangt.
Wie sehr die Maler des griechischen Altertums bemüht waren ihren Bildern die möglichste Vollkommenheit zu geben und die hiezu nötigen technischen Hilfsmittel aufzusuchen, zu verbessern und zu erhalten, so dass dieselben, aufs engste mit der freischaffenden Tätigkeit des Künstlers verbunden, in ein einziges Ganze sich verschmolzen — dies bedarf keiner weitern Erörterung. Die Zeitumwälzungen wirkten in das auch hier zerstörend ein, und mehrere Iahrhunderte hindurch lag dies Gebiet der Kunst öde, bis es endlich aufs neue in Italien sorgsame Pflege fand und wieder emporblühte, in unsern Tagen aber einen Höhepunkt erreichte, der in der Kunstgeschichte seine bleibenden Rechte behaupten wird.
Wir gedenken hier die allgemeine Geschichte der Malertechnik nur insoweit zu berühren, um den Beweis zu liefern das in der Periode der älteren italienischen und deutschen Kunst die schon im griechischen Altertum geübten Malarten der Tempera- und der Freseomalerei, welche auf einfachem und natürlichem Wege sich ausbildeten, in ihrer Überlieferung sich erhielten und Anwendung fanden; dass ferner die Ölmalerei, von deren Dasein bei den Griechen wir nur noch ungewisse Spuren haben, und deren Ausübung sich wohl annehmen und vermuten lässt, wahrscheinlich ebenfalls auf traditionellem Wege sich erhielt, durch die steigende Kunstblüte und durch das Bedürfnis vollkommen ausgeführte Staffeleigemälde zu fertigen, gleichsam zum zweiten male neu erfunden wurde und schnell sich ausbildete, das man auch die Frescomalerei zu großer Vollkommenheit brachte, während die größere Schwierigkeiten darbietende und mehr Kenntnisse und Sorgfalt erheischende enkaustische Malerei, deren Ausübung durch die Griechen keinem Zweifel unterliegt, in der älteren Epoche der christlichen Kunst noch keine Anwendung fand.
Wir sehen hieraus dass in den frühern Epochen die Kunsttechnik hinreichend gepflegt wurde, dass dieselbe mit Hilfsmitteln für diese drei Malarten genügend versehen war, und dass unserer gegenwärtigen Kunstepoche in diesem Gebiete keine andere Frucht mehr reifen kann als die, dass wir die von unseren Vorfahren neu erweckten und ausgeübten Techniken erhalten und nach wissenschaftlichen Kenntnissen mehr vervollkommnen, und dieser Gedanke leitete mich auch bei meinem Streben.
Einzeln betrachtet mögen die Anwendungen der drei bezeichneten Hauptmalarten hinsichtlich ihrer Zweckmäßigkeit, ihrer Vorteile und ihrer gegenseitigen Verhältnisse in allen übrigen Beziehungen auf nachstehende Art beurteilt werden, ohne dass jedoch die Vorzüge weder der einen noch der anderen verkannt, viel weniger in Frage gestellt werden sollen.
Jede dieser Malarten wird durch alle Zeiten in ihrer Sphäre ihre selbständigen Rechte behaupten. Es müsste für eine krankhafte, engherzige und unfruchtbare Idee angesehen werden, die eine oder die andere durch irgend eine alle Vorzüge in sich vereinigende Erfindung einer neuen Malart als unnütz außer fernere Anwendung bringen oder entbehrlich machen zu wollen.
Die Temperamalerei ist zu einfach und zu bekannt in ihrer Behandlung, als dass es nötig wäre mehr hierüber zu sagen, da dies ohnehin nicht in der Tendenz dieser Schrift liegt. Ebenso sollen auch die Ansichten über die Freseomalerei hier nur in Bezug auf das eigentümliche Verhältnis dieser Malart zu den übrigen Malertechniken ihre Stelle finden.
Ein Freseogemälde ist im strengsten Sinne genommen nichts weiter als ein Mosaikbild und, wenn Wir die Rücksicht auf den künstlerischen Werth bei Seite setzen, eine Zusammensetzung gefärbten Kaltes. Die Vorzüge dieser Malart im allgemeinen sind bekannt, längst bewährt und anerkannt. Sie gibt die Farben äußerst hell wieder, namentlich in Lichtpartien, wobei jedoch im Schatten die gehörige verhältnismäßige Kraft vermisst wird. Ihre Ausführung erfordert eine große Gewandtheit und Erfahrung, einen schnellen, großen und richtigen Überblick, um schon beim Anfange eines umfangreichen Bildes dieser Art von oben bis nach unten hin jeden anzusetzenden kleinen Teil in gehöriger Farbe und im gehörigen Effekte berechnen zu können. Zugleich ist für den Künstler noch das Erschwerende damit verbunden, dass die Farben auf stückweise angesetzten Kalkflächen im nassen Zustande aufgetragen werden, sie daher vor ihrer Auftrocknung viel dunkler erscheinen, und oft einem sehr ungleichförmigen Auftrocknen unterworfen sind. Ferner ist es für den Künstler lästig und seine Arbeit erschwerend, dass das in einem Tage einmal beendigte Stück vollendet bleiben muss. Durch das für den Künstler oft so nachteilige ungleiche Auftrocknen und durch eine oft zufällige Unterbrechung an einem begonnenen Teile wird aber oft das Herunterschlagen desselben nötig gemacht, und somit die Zeit und Mühe verloren, weil die Freseomalerei, außer den ihr fremdartigen Retouchen, keine weitere Nachhilfe gestattet.
Ueberdieß ist in der Frescomalerei die Farbenseala sehr beschränkt, indem hauptsächlich nur die sogenannten Erd- und nur einige Metallfarben zulässig sind. Durch Material und Behandlung vielfach gebunden, kann der Künstler bei dieser Malerei seiner Phantasie zur freien Ausbildung und Schöpfung seines geistigen Werkes keinen völlig freien Lauf lassen. Mag die Phantasie eines Künstlers auch noch so groß und rege sein, so wird er doch nach Vollendung eines Gemäldes den Wunsch, diesem oder jenem noch nachzuhelfen, nicht unterdrücken können.
Wäre dies nicht der Fall, so würden selbst an den Bildern des Meisters aller Meister, selbst bei Raphaels Werken und an denen anderer Meister, keine fremdartigen Retouchen wahrgenommen werden, — Retouchen welche, je nach dem, trocken, kreidig, — zur eigentlichen Freseomalerei immer in charakteristischer Verschiedenheit und immer in einem Contraste stehen.
Die Künstler jener Zeit waren indessen für Mauergemälde auf die Freseomalerei beschränkt und übten die Ölmalerei für Staffeleibilder, da diese für Mauergemälde als unzulässig und ungeeignet erscheint.
Durch das Emporblühen der Kunst in München unter dem Schutze des hochsinnigen Königs Ludwig und durch die von ihm aufgeführten Prachtbauten ist, wie dies in ähnlicher Weise bei den Alten der Falllangen kann. Jeder Praktiker wird diese Ansicht mit mir teilen.
Wir kennen also drei Hauptmalarten: die Frese o-, die Öl- und die enkaustische Malerei.
Der Ölmalerei weisen wir gemäß ihren Gesetzen den Kreis der Staffeleibilder zu; die Freseo- und die enkaustische Malerei mögen nach unserer Ansicht ihrem Zwecke entsprechend Würdigung finden: die erstere für äußere Bilder an Gebäuden, für obere große Kirchenräume und namentlich für Deckengemälde, überhaupt für Malereien die durch ihre Entfernung dem Auge die bestimmte Ausführung entziehen, umso mehr da im allgemeinen ihre Compositionen bei solchen Darstellungen mehr auf einzelne oder aneinandergereihte Figuren als auf reiche Gruppen berechnet sind. Hier ist es nämlich auf keine so große optische Wirkung abgesehen wie bei anderen für größere Mannigfaltigkeit in den Gruppen geeigneteren Techniken. Die befriedigende Hervorbringung einer solchen Mannichfaltigkeit liegt außer den Grenzen der Freseomalerei, während die enkaustische dem Künstler alle diese Vorteile und Annehmlichkeiten im vollen Umfange gewährt, und namentlich zur Ausschmückung für Prunksäle als ganz vorzüglich geeignet erscheint, indem durch sie jedes künstlerische Bedürfnis befriedigt wird.
Ob sich diese Enkaustik im Freien, allen Witterungseinflüssen unseres so veränderlichen frostigen, nasskalten Klimas, sowie hinwieder der starken Sonnenhitze ausgesetzt, bewähren werde (vorausgesetzt dass die Mauergrundlage, auf welche sie angebracht werden soll, vorschriftsmäßig zubereitet wird), darüber habe ich zur Zeit keine weitere andere Erfahrung, als dass ich Proben auf Mauer und Stein bereits vier Jahre lang allen jenen Einflüssen ununterbrochen aussetzte, ohne dass irgend eine Veränderung daran eingetreten ist. Ich enthalte mich jedoch irgend etwas weiteres zu ihrem Vorteile zu sagen, und aus vielleicht unzulänglichen Versuchen möglicherweise zu weit gehende Folgerungen auf die Haltbarkeit meiner Enkaustik zu ziehen, für den Fall nämlich dass sie im Freien angewendet werden sollte. Soviel ist gewiss dass die Frescomalerei, im Freien angebracht, in dieser Beziehung den natürlichen Vorteil vor ihr voraus hat dass die Farben mit dem von Natur aus schon hiezu bestimmten, der Witterung widerstehenden Material, dem Kalk, verbunden werden. Außerdem hat die Freseomalerei zu diesem Zwecke noch den wesentlichen Vorteil dass die Atmosphärilien durch die offenen Ccmäle (Poren) jederzeit ungehindert hindurchströmen können, während bei der enkaustischen, die durch eine künstliche Verbindung des Gemäldes mit der Mauer entsteht, diese Durchströmungen durch das Einschmelzen und durch die Aufschichtung von Masse, dann durch die vollkommene dichte und für den Durchgang der Luft undurchdringliche Aufschichtung von Material und Farbe, sowie durch die letzte Einschmelzung und die zum Widerstande gewählte Schichte verhindert werden, daher dieselben nur von rückwärts durch die Mauer hinter dem Gemälde zulässig sind, und hier aufgehalten auf diese Art ihre schädlichen und nachteiligen Einwirkungen mit der Zeit im Rücken des Gemäldes allerdings ausüben konnten. Da endlich die enkaustische Malerei nur auf eine völlig getrocknete Unterlage angebracht werden kann, so wäre über dies noch das Erschwerende und Unangenehme damit verbunden dass die Mauerunterlagen, welche für Gemälde an äußern Räumen bestimmt sind, wenigstens ein Jahr lang der Trocknung überlassen, folglich nicht bemalt werden dürften, und dass, je nach den Umständen, auch die Gerüstung so lange unbenutzt an ihrem Orte verbleiben müsste.
Außer den Prachtsälen wäre die enkaustische Malerei jedenfalls zur Schmückung von Bogengängen und Hallen anwendbar; wollte man sie ganz im Freien anbringen und sie so der unmittelbaren Einwirkung der Sonne. aussetzen, so müsste man sich dabei auch nur auf die in der Freseo-Malerei üblichen Farben beschränken, weil die übrigen zarten Farben durch jene Einflüsse mit der Zeit zerstört werden würden. Übrigens lässt eine Behandlung dieser Art, wobei man sich der verlässigsten uns bekannten Materialien bedient, auf die fernste Dauer schließen.
Noch bemerke ich dass ich bei meinen gegenwärtigen Versuchen und Mitteilungen nur die historische Wand- und Mauer-Malerei im Auge hatte; doch hoffe ich auch für die Deeorations-Malerei und für die Anwendung beweglicher Bilder noch Muße und Gelegenheit zu finden. In dessen soll diese Abhandlung alle meine vieljährigen Erfahrungen auf das sorgfältigste und gewissenhafteste besprechen und über dieselben so viel Licht verbreiten, als der jetzige Stand dieser wichtigen Frage erlaubt.