Die Wiege der Encaustic stand in Ägypten!
Es wurde im alten Ägypten schon ca. 3200 v. Chr. Wachs als Bindemittel für Farbpigmente verwendet. Dies ergaben Untersuchungen z. B. an Relieffen und Stelen aus dieser Zeit. Eine C 14 Analyse wies diese Altersbestimmung nach. Das verwendete Wachs wies auch nach dieser langen Zeit noch seine ursprüngliche Struktur auf.
Unter dem Begriff Encaustic versteht man die Wachsmalerei, bei der Farbpigmente unter der Zuhilfenahme von Wachs als Bindemittel mittels Hitzeinwirkung vermalt werden. Die Technik hat eine deutlich längere Tradition als die der Ölmalerei. Sie erlebte ihre Blütezeit in Ägypten ca. 2000 v. Chr. bis in die griechisch – römischen Antike. In der Vorstellung der Künstler wurden die eigenen materialisierten Gedanken mit Feuer unvergänglich auf der Malfläche eingebrannt. Auch das Wort Encaustic wird bereits seit mehr als zweieinhalb Jahrtausenden verwendet und leitet sich von dem griechischen Wort enkauston, „eingebrannt“, ab, dieses wiederum von enkaio, „dem Feuer ausgesetzt“
Der griechische Philosoph Plato ( 427 bis 347 v. Chr. ) spricht von dem Gedächtnis fest eingeprägten (eingebrannten) Vorstellungen.
Während heute elektrisch geheizte Malgeräte verwendet werden (Encaustic-Maleisen, Encaustic Pen und Encaustic Malplatte), wurden in der griechischen Antike entweder kalte Farben mit heissen Spachteln, den über glühenden Kohlenbecken erhitzten “Cauteria“, aufgetragen und anschliessend durch Hitzeeinstrahlung (durch glühendes Eisen oder durch Hitzeabstrahlung des Kohlebeckens direkt) eingebrannt (Ganosis) oder heissflüssig auf Wände, Marmor, Holz oder Elfenbein aufgebracht.
Die in der Antike verwendeten Enkaustik Mal und Zeichengeräte
nach Vitruv und Plinius
Cauterium soll ein Keramik oder Metallinstrument in Stabform gewesen sein, dessen Form es gestattete, erhitzte Wachsfarben aus Behältnissen zu nehmen, sie auf dem Malgrund aufzutragen und zu vermalen. Das eine Ende war Löffelförmig ausgebildet. Dieser Löffel war so geformt, dass je nach Winkel des Malens mit der Cauteria verschieden breite Strichlinien möglich waren. Die erhitzte Masse der Cauteria hielt die Wachsfarbe im Löffel eine gewisse Zeit flüssig. Solche Löffel (Cauterias) zeigt das unten abgebildete Relief und die gezeichneten Cauterias aus dem Museum in Neapel.
Cestrum oder Vericulum soll dem Namen nach und wegen seines Gebrauchs für die Elfenbeinbemalung, eine spitze Graviernadel zum Aufnehmen und Einarbeiten heissflüssigen Wachses in eingeritzte Linien gewesen sein (cera, etin ebbore, cestro mit wachs – auch auf Elfenbein – mit dem Cestrum). Homer (Griechischer Philosoph 8. Jahrhundert v. Chr.) kennt bereits das Verzieren der aus Elfenbein angefertigten Teile des Pferdegeschirrs mit Enkaustik. Er spricht von einer kleinasiatischen Technik.
Saeta ein Borstenpinsel, mit dem heissflüssiges Wachs aufgenommen und aufgetragen wurde.
Penicillum ein weicher Haarpinsel für weiche und fließende Übergänge.
Das Vas Ferreum ist ein eisernes Kohlebecken gefüllt mit glühenden Galläpfelkohlen, um das Wachs zum Schmelzen zu bringen und um es einzubrennen.
Nofretete (Nefretiti „Die Schöne ist gekommen“)
Frau und Mitregentin von Echnaton
Büste zur Zeit der 18. Dynastie (Neues Reich) zwischen 1353 und 1336 v. Chr. gefertigt. Eine C 14 Analyse des Wachses ergab ein Alter von ca. 3350 Jahren.
Grabkammer des Tutanchamun
regierte 1332 bis 1323 v. Chr. (Encaustic Wandmalereien)
Berühmteste Ägyptische Büste Nofretete
Durch die Verwendung von Punischem Wachs ist uns bis Heute der herrliche Anblick der Nofretete erhalten geblieben. Die Pigmente wurden in Punischem Wachs gebunden und die Büste anschliessend mit einer Schicht aus Punischem Wachs überzogen.
Diese Technik ist durch Vitruv aus dem lateinischen übersetzt überliefert.
“Wenn jemand sorgfältiger ist und wünscht, dass der mit Zinnober ausgeführte Wandanstrich seine Farbe behalten solle, so bringe er, nachdem die Wand gestrichen und trocken ist, Punisches Wachs, dass mittels Feuer verflüssigt und mit etwas Öl vermischt wurde, mit Hilfe des Borstenpinsels Saeta auf. Dann bringe er dieses Wachs mit Kohlen in einem eisernen Gefäß (vas Ferrum), dass nahe an die Wand gehalten wird, durch Erwärmen zum Schwitzen, so daß es gleichmäßig verteilt wird. Dann behandelt er es mit einer Kerze und reinen Tüchern, so wie nackte Marmorstatuen behandelt werden”.
Dieses Verfahren heisst griechisch Ganosis.
Der so entstandene Panzer aus Punischem Wachs läßt nicht zu, dass der Glanz des Mondes und die Strahlen der Sonne daran angreifen und aus diesen Wandbewürfen die Farbe herausziehen.”
(Die Nofretete Büste ist aus Kalkstein mit Stuck überzogen gefertigt, das gleiche Material, welches als Untergrund der Altägyptischen Encaustic Wandmalereien verwendet wurde – Anmerkung der Encaustic Academie)
Die verwendeten Pigmente:
Blau und Grün
feinstes zermahlenes Glaspulver mit Anteilen von Kupfer und Eisenoxid.
Schwarz
Verbrannter Papyrus (Kohle).
Gelb
Aurioigment – Arsen(III)- sulfid (hochgiftig, da es in der Natur nur mit anderen Arsenverbindungen gemischt vorkommt – Anm. der Academie)
Hautfarbe
Kalkspat mit Eisenoxid.
Bindemittel
verändertes Bienenwachs (Punisches Wachs)
Die Hauptstelle bei Plinius zur Enkaustik-Maltechnik
übersetzt aus dem Lateinischen:
..Von alters her gab es (nur) zwei Techniken der enkaustischen (Tafel) – Malerei: die Cauterium – Technik (auf Holz) und für Elfenbein die Cestrum – Technik und diese solange, bis man angefangen hatte die Schiffe zu bemalen. Dazu kam (dann auch in der Tafelmalerei) als dritte Technik mit durch Hitze flüssig gemachten Wachsfarben die der Pinselverwendung (Saeta), eine Malerei, die, wie von der Schiffsmalerei her bekannt ist, weder durch den Einfluss der Sonne noch des Salzes noch der Winde zerstört wird….
Als Wachs wurden geschmolzenes und verseiftes Bienenwachs (Punisches Wachs s. Wachs der Alten) mit oder ohne Zusatz von trocknendem Öl (z.B. Terpentinöl oder Nussöl) verwendet, die Farbpigmente stammten hauptsächlich aus Ägypten und dem Sudan.
Die Encaustic war in ihrer Handhabung für die damaligen Künstler eine sehr aufwendige Technik, jedoch ermöglichte gerade sie durch Ihre Ausdrucksstärke und Strahlkraft, die Blüte der antiken griechischen Malerei. In der Spätantike wurde sie jedoch von anderen Maltechniken abgelöst und geriet etwa im 6. Jahrhundert n. Chr. in Vergessenheit.
Erhalten geblieben sind die berühmten ägyptischen Mumienporträts, die noch heute eine einmalige Leuchtkraft und Frische zeigen. Auch einige wenige, sehr alte, Ikonen in Encaustic – Technik sind erhalten geblieben, beispielsweise im Katharinenkloster auf dem Sinai oder aus den Gräbern der Fayum Oase.
Die meisten Enkaustik Ikonen dagegen fielen dem Bilderstreit zum Opfer.
Fundorte der Enkaustik Malerei
Hervorragende Zeugnisse der Encaustic sind die berühmten ägyptischen Mumienporträts im Katharinenkloster auf dem Sinai, Vadi Natron aus der Oase Fayum, im Britischen Museum in London, der ägyptischen Sammlung Museum Berlin, dem Ottomanischen Museum in Konstantinopel, und dem ägyptischen Museum in Kairo, Wandmalereien in Pompeji und Herculuneum, eindrucksvolle Grabmalereien (Tomba del Tuffatore, um 480 v. Chr. datiert) in Paestum Italien, oder die Maxentische Krypta und bemalte Statuen in Aqvileia Italien, die Sixtinische Kapelle in Rom und in der alten Pinakothek in München. Selbst an der Trajanssäule in Rom wurden Spuren von Encaustic entdeckt
Antikes Encaustic Werkzeug
Die Geräte befinden sich im Museum von Neapel, Italien.
Antike Cauteria aus einem Ägyptischen Beamtengrab ca. 1.400 v. Chr., Keramiklöffel.
Es befinden sich noch punische Wachsreste im Löffel (zu sehen hier in der Encaustic Academie).
Antike Mal- Schreib – und Zeichenfeder, Römisch
aus Metall, ca. 200 n. Chr.
Antikes Cestrum, Römisch
aus Metall, ca. 550 v. Chr.
Antike Cauteria, Römisch
aus Metall, ca. 250 n. Chr.
Antikes Cestrum, Römisch
aus Metall, ca. 200 n. Chr.
Antikes Ägyptisches Encaustic Werkzeug, Relief
ca. 800 v. Chr.
Antike Ägyptische Mörserschale, zum Anmischen von Pigmenten
(ca. 2700 v. Chr.)
Gerätschaften aus einem antiken griechischen Grab
Es wurden noch Amphoren mit Punischen Wachs, Harze und Öle gefunden
Das silberne Behältnis in der Mitte war die Wärmequelle zum Schmelzen des Encaustic Wachses. Unter die Klappe wurden glühende Kohlen gelegt und über die Öffnungen konnten dann die Gerätschaften erhitzt werden. Da Silber einer der besten Wärmeleiter ist, kam es auf der ganzen Fläche zu einer gleichmässigen Erwärmung.
Seltene Zeugnisse für antike Enkaustik Maltechnik
Links unterhalb des Künstlers erkennt man sehr gut das Kohlebecken, in dem metallenen, spatelähnlichen Griffel (Cauteria) vorgewärmt werden.
Mit solchem Griffel führt der Künstler gerade die Kopfbedeckung bei der Maria mit Kind aus.
Links vor der Staffelei kann man deutlich den Sortierkasten für die Encaustic Farben sehen.
Da die Ölbilder der alten Meister unweigerlich durch Abdunkeln und Schwundrisse verloren zu gehen drohen, war man geradezu fasziniert von der Langlebigkeit der Encaustic – Gemälde.
Untersuchungen der Wachsfarben an 5.000 Jahr alten Gemälden ergaben praktisch keine nennenswerten Eigenschaftsveränderungen des verwendeten Encaustic – Wachses.
Das Einbrennen
— Die Ganosis —
Man sieht deutlich, wie der Künstler mit Hilfe einer Glutpfanne die aufgetragene Wachsmalschicht einbrennt. (Ganosis)
Aus dem Buch: Vincenzo Recuenco #Sagg sul ristabillimento del`antic arte de Greci e Romani Pittori#
Zahlreiche Forscher versuchten aus den wenigen erhalten literarischen Quellen, das Geheimnis der Wachstechnik zu lüften. Gaius Plinius Secundus d. Ä. (23 -79n. Chr.) beschreibt Malereien mit dem sagenumwobenen “Punischen Wachs”.
Enkaustk Malerei war schon im Altertum sehr begehrt und teuer bezahlt.
Encaustic Kunstwerke waren so wertvoll, dass z.B. Kaiser Tiberius (14 – 37 n. Chr.) für ein Gemälde von Parrhasios (Anfang des 4. Jh. v. Chr.) das Bildnis eines Priesters der Cybele, 6 Millionen Sesterzen (über 4 Millionen Euro) bezahlte.
Für ein Argonautengemälde des Cydias (114 – 50 v. Chr.) wurden umgerechnet etwa 250.000 Euro bezahlt.
Für ein Gemälde des Timomacu von Byzanz zahlte Cäsar für seinen Tempel Yenus Genitrix (50 v. Chr.) umgerechnet 1.000.000 Euro.
Überaus aufwendig und geheimnisvoll klingen die alten Rezepturen, nach denen die alten Ägypter das sagenumwobene „Punische Wachs” im Meerwasser und anderen Lösungen (natürliche Emulgatoren) kochten und immer wieder der Einwirkung von Sonne und Mond aussetzten. Durch das Auskochen des Bienenwachses in reinstem Meerwasser wird das Wachs von nahezu allen im natürlichen Bienenwachs enthaltenen Verunreinigungen befreit, wodurch es zum Einen härter aber auch spröder wird. Dieser Entzug nicht wachsener Bestandteile bewirkt zum Anderen ein Bleichen des Wachses. Durch das Kochen des Wachses z. B. in Pottasche wurde das Wachs verseift, in Wasser löslich und pastös vermalbar.
Solches Enkaustik Wachs wäre heute mit dem Maleisen und dem Encaustic Pen nicht zu verwenden. Dieses Wachs würde auf flexiblen Malgrund brechen und durch den Wasseranteil im Enkaustik Wachs beim Auftragen unschöne Blasen werfen. Durch die chemische Veränderung wäre auch der Schmelzpunkt und die Verarbeitungstemperatur des Enkaustik Wachses der Alten viel zu hoch. Das heute verwendete Enkaustik Wachs muss auch nicht mit Feuer und Glut eingebrannt und teilweise verdampft werden. Deshalb wurde von der Encausic Academie ein neues Encaustic – Wachs entwickelt. Diese modernen Enkaustik Wachs – und Pigmentrezepturen ermöglichen in heutiger Zeit eine kinderleichte Anwendung der Encaustic Malerei, wobei die Besonderheit und Ausdruckskraft der Encaustic Malerei erhalten bleiben.