Philipp Claudius von Tubieres, Graf von Caylus
(geb. zu Paris 1692, gest. 1765)
Philipp Claudius von Tubieres, Graf von Caylus (geb. zu Paris 1692, gest. 1765), welcher mit Beihilfe des vi-. Mayault in Paris die Wachsmalerei der Alten gewissermaßen wieder erfand. Er machte viererlei Arten derselben bekannt, die man aber nur als eine Schmelzmalerei in Wachs gelten lassen will. Aus diesen vier Arten folgerte er auf eine fünfte, wobei man sich nicht des Feuers, sondern fünf Öllichter Firnisse bediente, je nachdem die Farben mager oder fetter sind.
Die erste Methode ist etwas mühsam; sie erfordert blecherne Kästchen um das weiße Wachs flüssig zu machen, die Farben darunter zu reiben, sie zum Gebrauch flüssig zu erhalten und zu vermischen; die Tafel, auf die man malt, muss erwärmt werden.
Zu Farben bediente er sich 1 Unze Schieferweiß zu einem Quentchen Wachs; 1 Unze Bleiweiß zu 5 Qu. Wachs; 1 Unze Lack zu 1’/, Unze Wachs; 1 Unze englisch Braunrotb zu 1 Unze Wachs; 1 Unze gebrannten Ocker zu 10 Qu. Wachs; 1 Unze Neapelrothgelb zu 4’/- Qu. Wachs; 1 Unze Schüttgelb zu IV- Unze Wachs; 1 Unze gelben Ocker zu 10 Qu. Wachs; 1 Unze Ultramarin zu 1’/, Unze Wachs; 1 Unze Berlinerblau zu 2 Unzen Wachs; 1 Unze Elfenbeinschwarz zu 10 Qu. Wachs. Alles Wachs hiezu muss gebleicht sein.
Nach seiner zweiten Methode soll man gedachte Wasserfarben in siedendem Wasser schmelzen, und auf 8 Unzen Wasser 1 Unze Farbe nehmen; sie unmittelbar nach dem Schmelzen schlagen, d. i. mit einem elfenbeinernen Spatel so lange rühren bis das Wasser kalt ist. Durch diese Bewegung zerteilt man das Wachs in kleine Klumpen, und das Wasser färbt sich mit einem obenauf schwimmenden Schaume, den man in verstopften Gefäßen feucht erhält, damit das Wachs nicht vertrockne und zusammenklebe. Von jeder Wachsfarbe wirft man einen Teil in die Farbennäpfe, und braucht den Pinsel wie bei den Wasserfarben; auch muss die Palette warm sein. Hiermit kann man ans Holz malen, das vorher mit Wachs überzogen worden ist. Ist das Gemälde fertig, so lässt sich das Wachs auf einer Kohlenpfanne anlegen.
Nach der dritten Methode muss man die erwärmte Oberfläche einer horizontalen Holztafel über Kohlen mit weißem Wachs reiben, bis sich das Holz damit vollgesogen hat und das Wachs eine Spielkarte dick darüber steht. Man malt darauf mit Farben die man in der Ölmalerei braucht, bereitet sie aber nur mit gemeinem Wasser oder dünnem Gummiwasser, und zieht vorher über den wächsernden Grund einen feinen Staub von geschlämmter Kreide, den man auf dem Wachse mit einem leinenen Lappen zu einem Mittelding zwischen dem Wachs und den wässerichten Farben sanft verreibt. Damit kann man so gut als auf rohes Holz malen. Endlich erwärmt man das Gemälde dergestalt, dass die Wachsschichten unter der Farbe schmelzen, die Malereien stehen bleiben und sich überall von selbst einlegen.
Nach der vierten Methode kann man mit gemeinen Wasserfarben auf einem Brett ein Gemälde malen. Man bedeckt nämlich die horizontale Tafel mit dünnen Wachsscheiben und lässt sie über Kohlen darauf anschmelzen. Diese Wachsscheiben aus weißem Wachse kann man sich auf einem warmen Marmor stein mit einer Walze rollen oder nasse Holzteller öfters ins geschmolzene Wachstauchen. So wird auch eine rohe Leinwand zubereitet und dann mit den Farben des Ölmalers bemalt und verwaschen. Sind die Farben völlig getrocknet, so wird die Hinterseite des Gemäldes mit Mohnöl, das weniger als andere Öle ins Gelbe ausartet, oder mit einem Firnis der leicht trocknet, überzogen.
Die fünfte Methode des Grafen von Caylns besteht darin dass er fünf Öllichte Firnisse bereitet, diese mit Wachs und Farbe warm vermischt, und auf einem erwärmten Marmor mit einem warmen Läufer durcheinander reibt. Der Firnis wird aus Mastyr, Terpenthinöl und Baumöl bereitet. Diese Malerei erfordert Borstenpinsel, eine Palette von weißem Blech, ein Wassergeschirr zum Terpentinöl, womit man die Pinsel anfeuchtet und rein wäscht. Man kann damit auf Holz, Leinwand und Gips malen. Die Zeit dieser Ersindung ward gewöhnlich in das Jahr 1753 gesetzt; indes besitzt die Bibliothek der Abtei St. Germain des Prez ein marmornes Basrelief, dessen Inschrift das Jahr 1750 anzeigt, in welchem der Graf von Caylus die antike Manier der Wachsmalerei entdeckte (Allg. Künstl.-Ler. Zürich 1767. 1s Suppl. S. 62). Ob die Behauptung des Abts Richard (in seiner Reisebeschreibung durch Italien Tbl. 4 S. 199), Caylus verdanke seine Entdeckungen dem neapolitanischen Prinzen S a n Severe cAllg.Künstler. 1777 3s Suppl. S. 191), der auch in der enkaustischen Malerei Versuche machte, Grund hat oder nicht, kann ich nicht entscheiden.
Im Jahre 1754 ließ Graf von Caylus das erste Erzeugniß seiner Wachsmalerei, einen von dem Maler Vien gemalten Minervakopf öffentlich ausstellen, und 1755 vollendete er seine Versuche. Diesen Minervakopf ließ Caylus auf folgende Art malen. Leinwand oder Holz, worauf gemalt wird, überreibt man mit gemeinem gelben Leimwasser, den Grund aber, damit die mit gemeinem Wasser abgeriebenen Farben darauf haften, mit spanischer Kreide, worauf dann die Farben wie gewöhnlich aufgetragen werden. Ist das Gemälde trocken, so wird es ans Feuer gebracht, welches das Wachs zum Schmelzen bringt und alle Farben absorbiert. Diese Farben haben zwar nicht den natürlichen Glanz den sie vom Öl bekommen, dagegen den Vorteil dass man ein solches Gemälde in jeder Stellung und unter jedem Gesichtspunkte betrachten, und dass der Beschauer kein falsches Licht von dem Gemälde bekommen kann. Die Farben stehen fest und vertragen das Waschen; werden sie von Rauch und unreinen Dämpfen angegriffen, so legt man sie in den Tau und gibt ihnen dadurch wieder ihre ursprüngliche Frische und Reinheit. (Wittenberg. Wochenblatt 1770 S. 44.)
Das Werkzeug, welches Graf Cavlus erfand, besteht aus einer stählernen Platte und einem runden Heft, deren jedes drei Zoll lang ist. Die Platte, welche einen Zoll und zwei Linien Breite hat, ist vorn auf der einen Seite rund abgeschnitten, auf der anderen Seite mit sehr engen Kerben versehen, die, wenn das Instrument auf der Seite des Bugs geschlissen ist, sehr spitzige Punkte machen. Die mit diesem Werkzeuge von einem Winkel zum anderen übergangene Fernbachs enkaustische Malerei. 2
Platte bekommt einen Grund von der Rauhigkeit einer Leinwand (Pernetti Handelsler. der bildenden Künste Tab. 7 Nr. 52 und 53).